Salomon Kleiner, Musaei contignatio superior (1744)
Erstveröffentlichung: Dezember 2022
Herausgeber:
Mona Garloff
Natalie Krentz
Empfohlene Zitierweise: MEMO Sonderband 2 (2022): Garloff, Mona/Krentz, Natalie (Hg.): Objektordnungen zwischen Zeiten und Räumen. Verzeichnung, Transport und die Deutung von Objekten im Wandel. Pdf-Format, doi 10.25536/2022sb02.

Titelbild: Salomon Kleiner, Musaei contignatio superior (1744) (Ausschnitt). Graphische Sammlung Stift Göttweig Hg_013. Foto: Benediktinerstift Göttweig.

Der Sonderband thematisiert die Ordnung von Objekten in der Frühen Neuzeit und deren Transport, Kommunikation und Wahrnehmung über Räume und Zeiten hinweg. Im Mittelpunkt stehen dabei Praktiken des Verzeichnens und Ordnens. Von Nachlassinventaren über Verzeichnisse von Kunstkammern, Auktionskatalogen, Archivinventaren bis hin zu Beutelisten werden dabei unterschiedliche Arten von Verzeichnissen untersucht.

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Inhalt:

Einleitung MEMO Sonderband#2

Objektordnungen zwischen Zeiten und Räumen


Wie beeinflussten frühneuzeitliche Praktiken des Verzeichnens, Inventarisierens und Transportierens die Wahrnehmung von Objekten über Räume und Zeiten? Einführend in den Band erläutert dieser Beitrag Thema und Fragestellungen des Sonderheftes mit ihren methodisch-konzeptionellen Überlegungen und verortet diese in den jeweiligen Forschungskontexten. Dabei gilt es mehrere große Forschungsfelder zusammenzuführen: Sammlungs- und wissensgeschichtliche Forschungen haben die Frühe Neuzeit als ein Zeitalter des Sammelns und Ordnens ganz unterschiedlicher Objekte an unterschiedlichen Orten – von fürstlichen Kunstkammern über privaten Sammlungen bis hin zu Bibliotheken und Archiven – gekennzeichnet. Während sich diese Forschungen insbesondere auf Objektordnungen konzentrierten, kann zur Mobilität von Dingen auf eine breite Wissens- und objektgeschichtliche Forschung sowie auf Ansätze der Transportforschung zurückgegriffen werden. Als zentrale Quellen des Verzeichnens und Ordnens thematisiert die Einleitung...
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Der Blick hinter verschlossene Türen und in versperrte Truhen

Das Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. aus dem Jahre 1596


Das Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. wurde auf Befehl Kaiser Rudolfs II. nach dessen Tod am 24. Jänner 1595 erstellt. Mit diesem liegt die bislang älteste und ausführlichste Quelle zu den Ambraser Sammlungen, ihrer räumlichen Strukturen und deren Bestände vor. Die Aufarbeitung dieser Quelle zeigt aussagekräftige Inventareinträge auf, die neue Informationen nicht nur über das Aussehen der Ambraser Sammlungen (Rüstkammern, Kunst- und Wunderkammer, Bibliothek und Gemäldebestand), sondern auch über ihre Verwahrung, ihre Präsentation und durch Besitzvermerke über ihre ursprünglichen Eigentümer geben. Anhand der bildlichen Beschreibungen der Inventaristen ist es möglich, kulturhistorische Einblicke in die – sonst wenig dokumentierte – Lebenswelt am Innsbrucker Hof zu Ende des 16. Jahrhunderts zu erhalten.
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Das Bild als Katalog?

Salomon Kleiners Ansichten der Sammlungen des Stiftes Göttweig


Die 1744 entstandenen Ansichten des Benediktinerstifts Göttweig in Niederösterreich des Kupferstechers Salomon Kleiner und vor allem seine Darstellung der beiden Sammlungsräume haben große Beachtung gefunden, da man schriftliche Kataloge der Sammlung aus derselben Zeit bis vor kurzem noch für verschollen hielt. Es wurde daher immer wieder versucht, Kleiners Kupferstiche als eine Art ‘bildlichen Katalog’ zu lesen, der helfen sollte, die barocke Sammlung zu rekonstruieren und heute noch vorhandene Objekte zu identifizieren. Im Vergleich bildlicher und schriftlicher Quellen lassen sich erstmals die künstlerischen Elemente in Kleiners Arbeit von denen der realen Vorlagen trennen, nicht zuletzt durch ein wiederentdecktes Inventar.
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Pagoden – Mathematica – Goldmedaillen

Objekte aus der württembergischen Kunstkammer und ihre Erwähnungen in den zeitgenössischen Inventaren


Die württembergische Kunstkammer wurde von Herzog Friedrich I. an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert gegründet. Im Dreißigjährigen Krieg fast vollständig verloren, begann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert der Wiederaufbau. Rund 4.000 Objekte können heute noch den herzoglichen Sammlungen zugewiesen werden, auch weil sich mehr als 120 Inventare und Inventarfragmente zu den Beständen der Kunstkammer erhalten haben. Am Beispiel dreier Sammlungen – der Exotica, der wissenschaftlichen Instrumente und des Münzkabinetts – stellt dieser Beitrag die Ansprache und Ordnung der Kunstkammer-Objekte in den Verzeichnissen vor.
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Die Ordnung geraubter Dinge

Materielle Kultur und die Funktionen der Beutelogistik in der Conquista Amerikas


Wenn die Konquistadoren in Spanisch-Amerika Edelmetalle oder Edelsteine akquirierten, mussten sie königliche Vorgaben für den Umgang mit diesen Objekten befolgen. Die Verwaltungs-, Markierungs-, Besteuerungs- und Distributionsakte beeinflussten die Ordnung(en) der Beute in mannigfaltiger Weise: Sie konnten sie herstellen, auflösen oder modifizieren. Solche Veränderungen der Ordnung finden sich insbesondere in der Conquista, weil es sich da um Objekte handelt, die in einem konfliktiven bis gewaltsamen und in einem interkulturellen Kontext ihren Besitzer wechselten. Im Folgenden soll daher der Frage nachgegangen werden, welche strukturierende Dimension die Beutelogistik während der Conquista enthielt. Ich zeige, dass die Logistik geraubter Dinge in der Conquista eine spezifische Vielschichtigkeit aufwies und die weitreichenden Transformationen prähispanischer Ordnungen förderte.
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Akten in Kisten und Fässern

Überlegungen zur Materialität und Mobilität archivalischer Ordnungen im Dreißigjährigen Krieg


Dieser Beitrag untersucht Eroberung und Transport von Archiven im Dreißigjährigen Krieg und die damit verbundene Veränderung archivalischer Ordnungen. Anhand der Fälle des kurpfälzischen Archivs 1622, des kurbayerischen Archivs 1632, des württembergischen Archivs 1634, und schließlich des Prager Reichsarchivs 1648 wird jeweils untersucht, wie die erbeuteten Akten und Urkunden durch die Eroberer geordnet, verzeichnet, verpackt wurden und wie diese schließlich abtransportiert und am Zielort in neue Kontexte eingegliedert wurden. Zentrale Quellen sind Inventare und Verzeichnisse der Aktenbeute, die vor den Transporten oder bei der Eingliederung in die neuen Archive erstellt wurden. Anregungen objektgeschichtlicher Ansätze aufgreifend werden die eroberten Akten und Urkunden dabei als materielle Objekte betrachtet, die unterschiedliche Wert- und Bedeutungskontexte durchliefen und Spuren der Reisen davontrugen. Die archivalischen Ordnungen erweisen...
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Frühneuzeitliche Auktionskataloge

Perspektiven auf Marktförmigkeit, Medialität und die Praxis des vormodernen Versteigerns


In diesem Beitrag geht es um die Medialität von frühneuzeitlichen Auktionskatalogen und um die Frage, wie diese Dingwissen bzw. den Wert von Dingen herstellten und reproduzierten. Im Sinne einer kulturgeschichtlichen Neubewertung wird der Versuch unternommen, Auktionskataloge als eine marktförmige materielle Wissensordnung mit vielen intermedialen und intertextuellen Bezügen zu analysieren. Diese Neuperspektivierung erfolgt mit Blick auf die distanzmedialen Formen der Objektbeschreibungen und ihre Vorlagen ebenso wie hinsichtlich des größeren (präsenz-)medialen Kommunikationsgeschehens, das die Kataloge auf unterschiedliche Weisen hervorbringen, begleiten und ermöglichen.
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Von wandernden Objekten

Anmerkungen zum Inventarium (1628) der Reißkammer Landgraf Philipps III. von Hessen-Butzbach


Einen spannenden und aufschlussreichen Einblick in das Sammeln und Zirkulieren von Objekten gibt das handschriftliche Inventarium der Reißkammer von Landgraf Philipp III. von Hessen-Butzbach (1581–1643). Nicht nur werden in dem schmalen Bändchen Bücher, Modelle, Grafiken und Instrumente gelistet, sondern diese vielfach annotiert. Anhand der Beischriften lassen sich Ein- und Ausgänge von Objekten aus der Sammlung erschließen und wird eine vielfältige fürstliche Gabenkultur greifbar. Zudem lässt sich ein bislang nur wenig beachteter wie bekannter Sammlungs- und Studierraum – die Reißkammer – weiter erschließen. Vor allem aber das sich im Inventarium abbildende Gelehrtennetzwerk um den Mathematiker und Ingenieur Johannes Faulhaber lohnt es abschließend in den Blick zu nehmen.
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Vier Landesherren und ein Gesamtarchiv

Ordnen und Inventarisieren in den anhaltischen Fürstentümern


Als vergleichsweise kleines Fürstentum war Anhalt stets darauf angewiesen, seine Rechte auch mit der Feder verteidigen zu können, und ein funktionierendes Archivwesen hatte für diese Kämpfe die Waffen bereitzustellen. Die Landesteilung von 1603 brachte das Dilemma hervor, eine umfangreiche und für alle vier Linien relevante Überlieferung zwar zentral verwahren, eine dezentrale Nutzung aber ermöglichen zu müssen. Der Beitrag analysiert die eingeschlagenen Lösungswege und zeigt dabei Möglichkeiten und Grenzen der vormodernen Inventarisierungspraxis angesichts der territorialen Zersplitterung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
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Aus der Erde ins Inventar

Archäologische und prähistorische Objekte in Inventarverzeichnissen frühneuzeitlicher Sammlungen am Beispiel der Württembergischen Kunstkammer


Relikte vergangener Zeiten, die in der Frühen Neuzeit zufällig oder intentionell aus dem Boden zum Vorschein kamen, fanden aufgrund ihres erkannten Werts als Geschichtszeugnisse häufig Eingang in zeitgenössische Sammlungen. In der Kunstkammer der Herzöge von Württemberg in Stuttgart lassen sich Objekte dieser frühen archäologischen Aktivitäten über eine komplexe Überlieferung zahlreicher Inventare nachweisen. Diese Verzeichnisse brachten Funde aus dem Boden nicht nur in Ordnungszusammenhänge, sondern bildeten mit dieser Einordnung zugleich das zeitgenössische Wissen über archäologische Objekte und ihre angenommenen (prä-)historischen Kontexte ab. Da dieses Wissen, wie auch die Praktiken des Inventarisierens, über die Zeiten hinweg Veränderungen unterworfen waren, lassen sich über die Inventare Prozesse des Sammelns und der damit verbundenen Wissensbestände nachvollziehen. Damit stellen die Inventare als Instrumente einer interdisziplinär und...
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disiecta membra aus der Hadriansvilla

Dokumentationsgeschichte von den Ausgrabungen im 18. Jahrhundert bis zu neuen Ausstellungskontexten


Die Ausgrabungen antiker Artefakte erlebten in Rom und seiner Umgebung einen Höhepunkt im 18. und 19. Jahrhundert. Die damit verbundenen Aktivitäten nahmen exponentiell zu und ein dynamischer Kunstmarkt förderte den Export vieler Werke. Die reichhaltige, aber oft uneinheitliche Dokumentation erlaubt nicht immer, ein detailliertes bzw. umfassendes Bild der jeweiligen Überlieferungsgeschichte zu machen. Dennoch helfen die Entdeckung sowie die kritische Auslegung neuer Quellen, die Objektbiographien der antiken Artefakte aus verschiedenen Blickwinkeln zu rekonstruieren. Der Aufsatz gibt am Beispiel der Hadriansvilla in Tivoli (etwa 30 Kilometer nord-östlich von Rom) einen Einblick in diese komplexe Quellenlage.
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Das Monument und die Liste

Zur Aneignung kultureller Hinterlassenschaften mithilfe der Instruction sur la manière d'inventorier von 1793


In der direkten Folge der Französischen Revolution wurden zahlreiche private und monastische Sammlungen enteignet und aufgelöst, ihre Objekte anderen Sammlungskontexten zugeordnet. Die für eine erste Erfassung dieser Sammlungen zuständige Kommission initiierte 1793 eine ausführliche Handlungsanweisung zur Inventarisierung dieser Hinterlassenschaften. Die Instruction sur la manière d'inventorier nimmt grundlegend Stellung zur Problematik des Vandalismus, zum Sinn der Bewahrung und Neuverteilung künstlerischer, wissenschaftlicher und technischer Zeugnisse sowie zu deren Erfassung und Klassifizierung. Einige der daraufhin geschriebenen Listen, wie das umfängliche Konvolut einer bedeutenden Privatsammlung aus Rennes, haben sich in Archiven erhalten. Der Beitrag fokussiert die Bedeutung der Instruction und ihre Relevanz für die Geschichte der Inventarisation und Erhaltung von gesammelten Gegenständen.
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