Virtuelle Wandnische
Erstveröffentlichung: Dezember 2020
Empfohlene Zitierweise: MEMO – Medieval and Early Modern Material Culture Online 7 (2020): Textual Thingness / Textuelle Dinghaftigkeit. Pdf-Format, doi: 10.25536/2523-2932072020.

ISSN: 2523-2932

 

Titelbild:

REALonline Bild Nr. 002997. Gemalte Nische in der Apsis der Kirche St. Stephan in Obermontani, Südtirol; um 1420-1430.

 

Diese Ausgabe besteht aus Beiträgen von Mitgliedern des von der DFG geförderten Projekt-Netzwerks Dinge in der Literatur des Mittelalters.

 

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| Downloads gesamt: 1263

Inhalt:

Textuelle Dinghaftigkeit. Eine Einleitung


Der Beitrag - der gleichzeitig die Einleitung zu MEMO 7 (2020) "Textual Thingness" bildet - widmet sich der Frage, inwiefern Texte nicht nur von Dingen handeln, sondern auch selbst als Dinge behandelt werden können. Ein erster Teil stellt diese Frage zunächst in den Kontext (post-)moderner Ästhetiktheorien, wobei die Begriffe der Wahrnehmung (Luhmann), der Präsenz (Gumbrecht) und des Erscheinens (Seel) eine zentrale Rolle spielen. Ein zweiter Teil lenkt dann den Blick auf die spezifischen Merkmale mittelalterlicher Textualität und Medialität, die weniger unter dem Vorzeichen der Ästhetik als vielmehr unter demjenigen der Religion stehen (Kiening). Unabhängig von solchen Fragen des ideellen Überbaus verbindet der dritte Teil die Vorstellung der einzelnen Beiträge mit konkreten Vorschlägen, was alles unter textueller Dinghaftigkeit verstanden werden kann.
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Textual Thingness. An Introduction


Der vorliegende Beitrag ist die Übersetzung von "Textuelle Dinghaftigkeit. Eine Einleitung". In MEMO 7 (2020) "Textual Thingness" sind überwiegend englischsprachige Beiträge versammelt. Deshalb erschien es sinnvoll, die Einleitung zu dieser Ausgabe sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch zu publizieren, denn sie bietet nicht nur eine kurze Vorstellung der einzelnen Artikel, sondern legt auch deren theoretischen Bezugsrahmen dar und erläutert das zugrundeliegende Konzept textueller Dinghaftigkeit. Umso wichtiger schien es den Herausgeber*innen, diese grundsätzlichen Überlegungen auch den nicht deutschsprachigen Rezipient*innen potenziell zugänglich zu machen.
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Inventories as Material and Textual Sources for Late Medieval and Early Modern Social, Gender and Cultural History (14th-16th Centuries)


Mit dem erneuerten Interesse an der materiellen Kultur geraten nicht nur die Dinge, sondern auch die schriftlichen Quellen über Objekte in den Fokus. Das Interesse ist jedoch meist nicht auf die Dokumente selbst gerichtet, sondern auf ihre Aussagekraft über historische Artefakte. Ein solcher Zugang reduziert die Quellen zu reinen Steinbrüchen für Informationen. Dies gilt in besonderem Maß für die paradigmatische Quelle zu Objekten, das Inventar, das als Quellengattung selbst kaum Aufmerksamkeit erfuhr. Ausgehend von einem Korpus von 138 fürstlichen Inventaren aus dem italienischen und deutschen Kontext des 14. und 16. Jahrhunderts, ergänzt um Vergleiche mit städtischen Inventaren, arbeitet dieser Beitrag die spezielle Charakteristik von Inventaren in ihrer textuellen Dinghaftigkeit heraus, indem sie sowohl als Texte wie als Artefakte betrachtet werden....
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An Armour of Sound. ‘Sancte Sator’ (‘Carmen ad Deum’) and its German Gloss


Das lateinische Reimgebet Sancte sator / Carmen ad deum steht in der frühmittelalterlichen Tradition der loricae; in der Handschrift clm 19410 (BSB München) aus dem 9. Jahrhundert wird es von einer althochdeutschen Glosse begleitet. Der Aufsatz fragt nach unterschiedlichen Dimensionen von Materialität, die für die Gattung der loricae und im Besonderen für Sancte sator zentral sind; es lässt sich zeigen, dass die Glosse auf diese physischen Aspekte Bezug nimmt und reagiert. Wesentlich sind die grundlegende physische Dimension der Sprache (Klang), die materielle Bedeutung der Signifikanten (Herkunftsbereich der Dingmetaphorik) sowie die materielle Interaktion von Glosse und Gedicht (welches von der Glosse unberührt bleiben, begleitet oder ‚zerschnitten‘ werden kann). Letzteres führt zu der Frage, ob und inwiefern mittelalterliche Glossen die Auctortexte als...
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Performative Ding-Bedeutung: Der Stricker und sein metaphysisches Dinge-Verständnis in seiner Kleinepik

('Von Edelsteinen', 'Der wunderbare Stein', 'Der Hahn und die Perle')


In seiner Kleinepik behandelt der Stricker die Macht von Preziosen in kritischer, dialektischer und unterhaltsamer Art und Weise. Bislang wurde in der Forschung dabei vor allem sein aufklärerischer, magiekritischer Impetus betont. Im hermeneutischen Vergleich seiner Kleinepik zeigt sich aber, dass der Stricker durchaus an einer magischen Dimension der Dinge festhält, die sich allerdings nur im Zusammenspiel der Physis der Dinge, der Erzählungen von ihren Mächten und der weisen Performanz mit ihnen entfaltet.
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Text as Thing. The Dog Lead in Albrecht’s ‘Jüngerer Titurel’


Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Hundeleine (Brackenseil) in Albrechts Jüngerem Titurel und untersucht die Beziehung zwischen ihren spezifischen materiellen Eigenschaften und den Figurenhandlungen. Die Eigenschaften des Brackenseils führen zu verschiedenen Ebenen von Dinglichkeit (thingness), die mit dem Verlauf der Handlung zusammenhängen: Erstens ist das Brackenseil als Hundeleine ein Alltagsgegenstand, der einen Hund am Weglaufen hindert. Es ist etwas Einschränkendes, das Bewegungen führt und daher ein Instrument zur Machtausübung ist. Diese handlungsleitende Eigenschaft ist im Streben der Figuren nach dem Besitz des Dinges sichtbar. Zweitens ist diese spezifische Hundeleine aufgrund der Edelsteine und der luxuriösen Machart äußerst wertvoll und nicht für den alltäglichen Gebrauch gedacht, sondern sie repräsentiert Reichtum und Status, was sich auch auf ihre Bedeutung als Geschenk auswirkt....
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Dubious Actions Coming to Light: The Role of ‘Talking’ Gems as Indicators of Virtuousness


Dieser Beitrag widmet sich der ‚Sprachfähigkeit‘ von Edelsteinen, ihrer Mobilität und ihrer erinnernden Funktion an im Text verheimlichte oder zurückgedrängte Elemente. Es soll gezeigt werden, dass Inschriften, die mittels zu Wörtern geformten Edelsteinen angefertigt wurden, nicht zwingend von der ‚Willkür‘ ihrer Rezipienten abhängen. Im Zentrum steht die Wachstafel des Gregorius in der Erzählung Hartmanns von Aue, deren besondere materielle Beschaffenheit aus teils vergänglichen und teils beständigen Materialien in vergleichender Analyse der Epitaphe gefallener Könige im Willehalm Wolframs von Eschenbach und dem Cupido-Helm aus dem Wilhelm von Österreich Johanns von Würzburg neu betrachtet wird. Der Fokus in der Betrachtung der Wachstafel des Gregorius wechselt von der verwitterten Inschrift auf der Tafel, die nicht mehr von der sündhaften Vergangenheit berichten kann, zur...
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