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MEMO #12: Holy Dust

Erstveröffentlichung: Oktober 2025
Herausgeber:
Sabine Miesgang
Kontakt: sabine.miesgang@plus.ac.at
Website: https://www.imareal.sbg.ac.at/team/sabine-miesgang
Institution: Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Universität Salzburg
ORCID: https://orcid.org/0000-0001-6964-9682
Thomas Kühtreiber
Kontakt: thomas.kuehtreiber@sbg.ac.at
Website: http://www.imareal.sbg.ac.at/home/team/thomas-kuehtreiber/
Institution: Institut für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit | IZMF, Universität Salzburg
GND: 122049292
ORCID: 0000-0001-8338-668X
Empfohlene Zitierweise: MEMO 12 (2025): Holy Dust. Staub als Material religiöser Praktiken. doi: 10.25536/2523-2932122025.

ISSN: 2523-2932

Titelbild: Staubvariationen. Ernst Miesgang, 2025.

In der vormodernen Religiosität spielen Ähnlichkeitskonzepte eine große Rolle, wobei visuelle Ähnlichkeit einen starken Trigger für Wundergläubigkeit darstellte und zum Teil aktiv für „magische“ Praktiken genutzt wurde. Das Phänomen, in Dingen und anderen sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungsformen wie Rauch, Nebel oder Staub, vermeintliche Muster, Gesichter und andere (Vor-)Bilder zu erkennen, wird als Pareidolie bezeichnet. Heute sind Praktiken, die sich dieses Phänomens bedienen, zum Beispiel im Bleigießen zu Silvester zu finden: Zufällige Erstarrungsbilder werden dabei als Zeichen für die nähere Zukunft ausgedeutet. Der bildende Künstler Ernst Miesgang spielt mit dem Konzept der Pareidolie, indem er ein in die Luft geworfenes Häufchen Sand mit kurzer Belichtung fotografierte, es so in der Luft „erstarren“ ließ und das Ergebnis als Titelbild für MEMO #12: „Holy Dust“ zur Verfügung stellte.

Begleitende Episoden des Podcasts „Sonic Trinkets“:

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Inhalt

Staub

Einleitende Gedanken zu Transformationsprozessen und Gedächtnispotenzial
Sabine Miesgang
Staub ist nicht nur ein sicht- und spürbares Phänomen des Alltags, sondern auch ein Kristallisationspunkt des kulturellen Gedächtnisses einer Gemeinschaft. Staub als Gemisch verschiedener Partikel trägt den Aspekt der Fragmentierung in sich und dient damit als Sinnbild für materielle Transformation, für Werden und Vergehen. Der Beitrag behandelt Staub aus kulturhistorischer Perspektive als Träger religiöser Bedeutung und als Speicher göttlicher Gnade am Beispiel der Fraisensteine vom Wallfahrtsort Sonntagberg. Damit wird ein Blick auf das metaphorische Potenzial von Staub eröffnet, das dem Themenheft Holy Dust. Staub als Material religiöser Praktiken zugrundeliegt.  

Holy Dust

Prophylactic, Apotropaic and Therapeutic
Christopher J. Duffin | Jan Weertz | Els Weertz
Dieser Artikel gibt erstmals einen Überblick über die therapeutischen, prophylaktischen und apotropäischen Anwendungen von heiligem Staub. Die für diese Zwecke verwendeten Quellen für heiligen Staub werden in vier Gruppen eingeteilt und ähneln in gewisser Weise dem System, das für christliche Reliquien verwendet wird. Pulverförmiges Gestein und Erde aus Körpern, Wohnräumen, Gräbern, und Schreinen von Heiligen und Märtyrern sowie solche aus heiligen Stätten wie Märtyrerstätten, Kirchen, Wegkreuzen und speziell geweihter Sand wurden im Laufe der Zeit medizinisch verwendet.

Miraculous Mountains, Hole-y Shrines

Sacred Dust and Healing in Late Antiquity
Lauren Baker
Der physische Konsum heiliger Materialien im fünften und sechsten Jahrhundert mag einem Leser etwas ungewöhnlich erscheinen, aber die Einnahme ungenießbarer Substanzen wie von einem Heiligengrab stammende Erde, Ton oder sogar Staub verdient besondere Aufmerksamkeit. Im Kontext einer Welt, die sich an den Aufstieg des Reliquienkults anpasst, könnten diese Materialien als eine Art Medizin betrachtet werden, die mit spiritueller Kraft erfüllt ist, sei es in Form von Zeichen, die an der Säule des Symeon Stylites in Syrien gefertigt wurden, oder als Grabstaub von Heiligen in Gallien, wie es in den Werken von Gregor von Tours beschrieben wird. Mit einem Fokus auf Zentralgallien zielt dieser Artikel darauf ab, die Materialität, Verbindungen und möglichen Erklärungen für diese Praxis zu untersuchen.  

Staub als Eulogie im spätantik-mittelalterlichen Pilgerwesen

Das Fallbeispiel Ephesos
Andreas Pülz
Ephesos war bereits seit der spätantik-frühbyzantinischen Zeit ein wichtiges christliches Pilgerzentrum von internationalem Ruf. Diese Bedeutung sollte die Stadt bis in die spätbyzantinische Zeit behalten und selbst für die jüngere Neuzeit finden sich Belege für zumindest kleinere Pilgeraktivitäten. Zentraler Wallfahrtsort war vor allem die Basilika über dem Grab des heiligen Johannes, der nach den literarischen Quellen die schwierige Aufgabe der kultischen Nachfolge der Stadtgöttin Artemis erfüllt zu haben scheint. Das christliche Pilgerziel verdankte seine Berühmtheit vor allem aber dem literarisch gut belegten Staubwunder des Johannes, das sich auch archäologisch sehr gut nachvollziehen lässt. Diese als „Manna“ bezeichnete Eulogie wurde offensichtlich in kleine Ampullen gefüllt und den Pilgerreisenden auf ihre Reise mitgegeben.