Zur Entwicklung der Kolorierungsformen von Verlagslandkarten in der Zeit des späten 16. bis frühen 19. Jahrhunderts
Abstract
Mit dem Aufkommen der Verlagskartographie im späten 16. Jahrhundert wurden Landkarten als Massenprodukte hergestellt. Sie wurden als Kupferstiche schwarz-weiß gedruckt und danach per Hand koloriert. Doch wie konnte man am besten eine Karte farblich ausgestalten? Dieser Frage geht der Aufsatz nach, indem die Entwicklung der Kolorierungsformen dieser Karten sowohl anhand der schriftlichen Überlieferung in Form von Kolorierungstraktaten als auch unter Berücksichtigung der Landkarten selbst betrachtet wird. Dabei wird aufgezeigt, wie die Kolorierung bis ins 19. Jahrhundert hinein zunehmend methodischer wurde.
Abstract (englisch)
After the establishment of map printing by publishers in late 16th century, a large amount of maps were printed black and had to be coloured by hand in a second step. The article investigates how the discourses on colouring maps changed from the late 16th to the early 19th century by analysing colouring treatises and hand coloured maps. It demonstrates how the practice of colouring became increasingly systematic and methodical.
Inhaltsverzeichnis
Ende des 18. Jahrhunderts ging es im Hannoverschen Magazin um die Frage, wie Karten koloriert werden können. Der anonyme Autor postulierte, dass „[d]ie Methode nach welcher diese [Illumination mit Farben] geschehen kann, […] so verschieden [sei], wie der Witz eines jeden sie wählt, indeß würde die natürlichste und einfachste den Vorzug verdienen“. „Drey oder vier Hauptfarben“ würden „schon hinreichen“, die wiederum durch Helligkeitsabstufungen variiert werden könnten. Bei den Ausführungen der Kolorierung von Karten ging es um die „Beschaffenheit des Erdreichs“, wobei die unterschiedlichen Bodeneigenarten herausgestellt werden sollten.
Dass die Kolorierung von Karten und insbesondere von Landkarten
überhaupt Thema der zitierten Abhandlung war und im 18. Jahrhundert über den „Nutzen der Landkarten“ nachgedacht wurde, ist einerseits ein aufklärerisches Phänomen der Zeit, andererseits versinnbildlicht diese Darstellung jedoch auch gewissermaßen einen vorläufigen Abschluss einer grundsätzlichen Debatte über Kolorierungsmethoden von Landkarten.Seit Beginn der Frühen Neuzeit wurden Landkarten in Form von Kupferstichen hergestellt. Der Druck war damals schwarz-weiß, mit der Anwendung farbiger Druckverfahren wurde zwar experimentiert, jedoch konnte sich keine qualitativ wie ökonomisch tragfähige technische Möglichkeit durchsetzen. Dies sollte sich erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Etablierung der Lithographie ändern, als nunmehr das Steindruckverfahren den Druck mit Kupferplatten ablöste.
Daher musste in der Zeit davor der farblose Kupferstich schließlich per Hand durch mehr oder weniger geschulte Koloristen mit Farben versehen werden.Über den Berufsstand der Koloristen selbst sind meist nur wenige Informationen überliefert, vielmehr legen nahezu allein die zahlreichen Karten in verschiedenen Bibliotheken, Archiven und Museen sowie Privatsammlungen Zeugnis über diese weitverbreitete Tätigkeit ab. Dies hängt einerseits damit zusammen, dass die geschäftlichen Unterlagen der großen Verlage verloren gegangen sind, und andererseits damit, dass die Berufsausübenden oftmals nicht direkt in diesen Firmen wirkten, sondern den Unternehmen zuarbeiteten und dabei – zumindest in den Niederlanden, wo im 17. Jahrhundert die meisten Karten gedruckt wurden – nicht in Zünften organisiert waren. Darüber hinaus sind Karten auch mitunter erst nach dem Verkauf von eigens beauftragten Berufskoloristen wie beispielsweise dem renommierten Amsterdamer Afsetter Dirk Janszoon van Santen (1637–1708) oder auch von Laienhand koloriert worden.
In der kartengeschichtlichen Forschung ist das Thema der Kolorierung bisher nicht systematisch bearbeitet worden.
Viele Übersichtswerke zur Geschichte der Kartographie berücksichtigen zwar generell Aspekte der Kolorierung, stellen allerdings meist kurz und oberflächlich nur Schlaglichter einzelner Traktate oder Druckwerke der Frühen Neuzeit dar, ohne einen chronologischen wie kausalen Gesamtzusammenhang herzustellen oder die Ergebnisse in Verbindung zu der reichhaltigen Objektüberlieferung zu setzen. In der niederländischen Forschung ist die Thematik in den letzten Dekaden insbesondere aus kunstgeschichtlicher Sicht durch Truusje Goedings bearbeitet worden, die in ihren Werken häufig das Augenmerk auf kostspielige und üppige Kolorierungen von Atlanten, Karten und anderen Kupferstichen der Frühen Neuzeit legt. Sie thematisiert die Entwicklung nur beiläufig und behandelt diese vor allem für den niederländischen Raum.Bei der Beantwortung der Fragestellung nach dem zeitgenössischen Kolorierungsdiskurs müssen jedoch Objekte – also Karten – und schriftliche Äußerungen in enger Verknüpfung zueinander gesehen werden. Die Praxis auf den Karten bestimmte selbst auch den Diskurs, da die theoretischen Ausführungen ihren Anfang mitunter als Kritiken an publizierten Karten nahmen. Daher ist es notwendig, die Objektüberlieferung miteinzubeziehen, um präzisere Aussagen zu treffen. Konkret wird daher im Folgenden gefragt, welche Erwartungen bezüglich des Kolorierens von Karten des 16. bis 19. Jahrhunderts geäußert wurden und welche Funktionen der Kolorierung jeweils zugeschrieben wurden. Bezüglich der Materialität der Karten werden zudem durch Anwendung von naturwissenschaftlichen Methoden – wie Röntgenfluoreszenzanalyse und Vis-Spektroskopie – Einblicke in die angewandten Farbmittel gegeben.
Der Beitrag bezieht sich auf die Quellengruppe der Verlagslandkarten und behandelt daher keine handgezeichneten Karten sowie Seekarten, da letztere meistens nicht koloriert wurden und erstere, die zudem eine spezielle Quellengruppe darstellen, divers koloriert wurden und daher intensivere Betrachtung erforderten.
Entstehung und Entwicklung der Verlagskartographie in Europa
Eine spezifische Verlagskartographie
kam erst im 16. Jahrhundert auf. Verbunden ist diese mit den kartographischen Werken Gerhard Mercators (1512–1594) und Abraham Ortelius‘ (1527–1598), von denen etliche Karten durch den Antwerpener Drucker und Verleger Christoffel Plantijn (1520–1589) gedruckt sowie vertrieben wurden. Diese Zusammenarbeit wird als die Begründung der kommerziellen Kartographie angesehen. Während auf Mercator der Begriff des Atlasses zurückgeht, war Ortelius‘ Vorhaben eines Theatrum Orbis Terrarum kommerziell wesentlich erfolgreicher. Das Theatrum stellte eine gleichförmige Zusammenstellung von Karten dar, die Ortelius, zum Teil nach älteren Vorlagen, hatte erstellen lassen. Die Kupferplatten jenes Atlasses von Mercator wurden 1604 von dem ebenso aus Flandern stammenden und später in Amsterdam wirkenden Kartenverleger Jodocus Hondius d.Ä. (1563–1612) erworben, der diese schließlich ab 1606 in seinem eigenen Verlag publizierte. Ausgehend von Hondius‘ Werkstatt entwickelte sich in Amsterdam eine weitreichende Produktion von und ein lebhafter Handel mit Landkarten, der für die nächsten 150 Jahre die Stadt zum Zentrum der Verlagskartographie werden lassen sollte. Karten wurden zwar auch aufgrund von Landesaufnahmen neu durch die Verlage erstellt, jedoch war es üblich, dass Kupferplatten von vorherigen Verlegern gekauft und dann – zum Teil mit leichten Veränderungen – selbst vertrieben wurden. Ebenso kopierten Verleger Karten von ihren Konkurrenten. Das kommerzielle Produkt ging dabei durchaus vor geographischer Aktualität und Akkuratesse. Kolorierungen wurden nun oftmals von professionellen Koloristen durchgeführt.Im 17. Jahrhundert etablierten sich in Europa nahezu ausschließlich in Amsterdam große Kartenverlage mit umfangreichen Publikationen von Kartenwerken. Hondius‘ Verlag erlebte seine Blütezeit in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, nachdem seine Tochter Elisabeth 1612 den aus Arnheim stammenden Verleger Johannes Janssonius (1588–1664) geheiratet hatte. Der Verlag von Hondius-Janssonius stand dabei in engem Konkurrenzverhältnis zu jenem von Willem Blaeu (1571–1638). Blaeu war 1605 im Anschluss an ein geographisches Studium bei Tycho Brahe (1546–1601) nach Amsterdam gekommen und hatte dort einen Buch- und Kartenverlag sowie eine Globenwerkstatt errichtet. 1631 ließ er einen Appendix – eine Erweiterung bzw. Ergänzung – zu den Atlanten von Mercator und Ortelius publizieren,
dessen Karten zum Teil von Kupferplatten gedruckt wurden, die er von Jodocus Hondius d.J. († 1629), Sohn des 1612 verstorbenen Jodocus Hondius d.Ä., erworben hatte. Der Konkurrenzkampf zwischen diesen beiden Offizinen fand seinen Niederschlag in immer umfangreicheren Atlas-Ausgaben und gipfelte darin, dass Joan Blaeu (1596–1673), der seinem Vater im Verlag gefolgt war, schließlich einen mehrbändigen Atlas Major mit rund 600 Einzelkarten vorlegte, der in fünf Sprachen zu erhalten war. Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts sollten diese beiden Verlage maßgeblich die Kartenproduktion der Niederlande prägen. Der Atlas Major von Blaeu wurde damals sowohl in kolorierter als auch unkolorierter Ausführung angeboten, für die Einzelkarten lässt sich anhand von Quellen nicht nachweisen, in welchem Umfang diese koloriert vertrieben wurden.1672 brannte die Werkstatt von Blaeu größtenteils nieder, in dessen Folge dieser tonangebende Verlag verschwand. Im Übergang zum 18. Jahrhundert waren jedoch neue Verlage in Amsterdam wie Schenk und Valk,
Covens und Mortier oder auch van Keulen entstanden, die fortan den Markt an kartographischen Produkten bedienten. Wesentliche Konkurrenz erhielten diese durch das sich ab 1702 in Nürnberg etablierende Unternehmen von Johann Baptist Homann (1664–1724), das in der Folge wohl der kommerziell erfolgreichste Kartenverlag werden sollte. Homanns Verlag bestand unter anderen Eigentümern fort bis 1848 und konnte sich auch gegen seine Konkurrenz, die insbesondere seit 1707 durch den Verlag von Matthäus Seutter (1678–1757) in Augsburg entstanden war, behaupten. Später prägte Friedrich Justin Bertuch (1747–1822) mit seinem Landes-Industrie-Comptoir den deutschen Kartenmarkt.Kolorierungshandbücher
Das Kolorieren von Karten wurde, wie oben bereits angedeutet, bei den Verlagshäusern vermutlich von professionellen Koloristen, die eigens dafür beauftragt worden waren, durchgeführt. Über deren Tätigkeit liegen allerdings keine Quellen vor, auch nicht woher diese ihr Wissen bezogen haben. Einblicke in die Praxis gewähren Kolorierungshandbücher, die sich vorwiegend an Laien und weniger an Berufskoloristen richten.
In der Tat konnten Karten auch unkoloriert erworben werden. Das Kolorieren von Holzdrucken sowie später auch von Kupferstichen wurde seit dem Mittelalter betrieben. Sowohl von Laienhand als auch von professionellen Koloristen – oftmals bezeichnet als Briefmaler, (Spiel-)Kartenmaler oder Illuministen – sind Drucke ausgestaltet worden, wobei künstlerische Ausfertigungen den Wert dieser Drucke deutlich steigerten. Die Tätigkeit der Kartenkoloristen knüpfte daher an dieses Vorwissen und die bereits etablierten Praktiken an. In dieser Zeit gab es Werke, die Informationen über Farben, deren Mischung und Anwendung bereitstellten, allerdings bezogen sich diese noch nicht explizit auf die Quellengruppe der Landkarten. Spezielle Anleitungen für das Kolorieren von Kupferstichen kamen in dieser Zeit zwar auf, fokussierten sich auf Landkarten jedoch erst allmählich im 17. Jahrhundert.Dies betraf einerseits die Frage danach, welche Farben und vor allem Farbstoffe sowie Pigmente genutzt werden sollten, aber auch wie diese Farben auf Karten aufzutragen waren. Diese Kolorierungshandbücher sind dabei insbesondere für die Niederlande sowie England überliefert. So ist dies für die Niederlande insofern nachvollziehbar, da hier die vorgestellten großen Verlage ansässig waren. In Bezug auf die Verbreitung in England kann lediglich gemutmaßt werden, dass aufgrund der engen Beziehung der beiden Seemächte dort ebenso ein großer Markt, jedoch keine größere Produktion von Verlagslandkarten im 17. Jahrhundert vorhanden war.
Englische Kolorierungshandbücher
Wenngleich mit William Folkinghams Feudigraphia ein Werk über die Kolorierung von handgezeichneten Karten aus dem Jahr 1610 vorliegt, ist augenscheinlich das erste Werk, das sich konkret auf gedruckte Verlagskarten bezieht, The Compleat Gentleman des britischen Erziehers und Pädagogen Henry Peacham (vermutlich 1578–1644). In diesem Werk, das erstmalig 1622 erschienen war, findet sich ein Hinweis auf die Kolorierung von Landkarten im Abschnitt „Washing Mapps and Globes“, der am Ende des Kapitels „Cosmography“ steht. Da sich das Kapitel generell mit der Erschließung des geographischen Raumes befasst, ist davon auszugehen, dass das Kolorieren der Karten und Globen unmittelbar mit dem pädagogischen Zweck verknüpft sein sollte, sich geographisches Wissen anzueignen. Auf konkrete Kolorierungsformen geht Peacham allerdings nicht ein. Vor allem ordnete er das Kolorieren als eine Beschäftigung für junge Adelige ein. Möglicherweise strebte Peacham aber mit seinem Werk auch danach, das Selbstkolorieren als adelige Tugend erst etablieren zu wollen, denn er verweist darauf, dass es in anderen Ländern gängige Praxis der ‚Prinzen‘ sei. Inwiefern Peacham in Großbritannien in Berührung mit dieser Thematik kam, ist unklar. Jedoch weilte er zeitweilig selbst im niederländischen Utrecht, sodass es möglich ist, dass er dort Einblicke in das Kolorieren von Landkarten erlangt hatte. Damals wurden Karten naturnah koloriert, indem beispielsweise Bäume grün oder Wasserflächen blau dargestellt wurden – eine Kolorierungsmethode, die sich auch tatsächlich auf den Karten der Zeit wiederfindet. Dabei gab es damals noch keine strikte Abgrenzung politischer Einheiten auf Landkarten, zumal die Drucke auch vergleichsweise wenige vorgegebene Grenzlinien enthielten, an denen sich die Koloristen orientieren konnten. Peachams Werk konzentriert sich allerdings nicht auf die konkrete Verwendung von Farben.
Dies ist allerdings der Fall in dem 1668 sowie 1688 ohne Autorennennung erschienenen Werk The Excellency of the Pen and Pencil
sowie der Polygraphice des englischen Arztes William Salmon (1644–1713), die in mehreren Auflagen zwischen 1672 und 1701 erschienen war. Beide Werke greifen das Kolorieren von Landkarten auf. Zunächst wird schon anhand der den Drucken beigefügten Titelblätter der Bezug zur Kartenkolorierung deutlich, da jeweils neben anderen Künstlern ein Kartenkolorist dargestellt wird.Abb. 1.1: The Excellency of the Pen and Pencil 1668, Titelblatt. Online.
Zudem werden in beiden Werken die für das „Washing“ – also das Lavieren – der Landkarte zu verwendenden Farbmittel besprochen, wobei in beiden Werken die gleichen Grundstoffe aufgeführt werden: Für Schwarz sollte Druckerschwärze oder Frankfurter Schwarz, worunter eine andere Druckerfarbe zu verstehen ist, verwendet werden; für Rot Zinnober oder Brasilholz, für Blau „Verditer“, also künstliches Azurit, Lackmus sowie „Flory“
, für Gelb Gummigutta, Gelbe Beeren, womit vermutlich Kreuzdornbeeren gemeint sind, Auripigment sowie für Grün Grünspan.Diese Farben werden als diejenigen genannt, die in erster Linie für das Kolorieren von Drucken genutzt werden sollen, wobei das Grün erst an späterer Stelle im Werk auftaucht. Die beiden Werke behandeln dabei das Kolorieren von Karten gleichsam mit anderen Kupferstichen („Printed Pictures“), ohne zunächst auf die spezifischen Erfordernisse für das Kolorieren von Karten einzugehen. Karten farblich auszugestalten stand damals im Kontext von Malerei und dem allgemeinen Kolorieren von Kupferstichen.
Erst in der fünften Auflage von 1685 behandelt das Werk Salmons dezidiert die Funktion von Farben auf Karten. Im Abschnitt über „how to lay on your colours“ wird postuliert, auf Karten räumliche Begrenzungen zunächst mit gelber Farbe deutlich zu machen, die aus Gummigutta oder Kreuzdornbeere bestehen soll. Danach können mit weiteren Farben die übrigen Gebiete farblich abgegrenzt werden. Es sei allerdings darauf zu achten, dass für nebeneinanderliegende Flächen nicht der gleiche Farbton genutzt werde.In dieser Zeit war noch ein weiteres Handbuch erschienen, das Kolorierungsweisen für Karten beschrieb. Das von John Smith verfasste Werk The Art of Painting in Oyl, war in mindestens drei Auflagen 1676, 1685 sowie 1705 herausgegeben worden. Die Ausgabe von 1705 fasst das Thema der Kolorierung von Landkarten auf. Smith empfiehlt die Wälder grün und Städte rot zu kolorieren,
ehe die Provinzen mit starken Grenzlinien und hellerem Innenteil auszugestalten seien, wobei die Grenzlinien – orientiert an den durch den Kupferstich vorgegebenen Einteilungen – nach innen immer heller auslaufen sollten. Anders als beispielsweise noch zu Ortelius‘ Zeiten gab es im 17. und 18. Jahrhundert zunehmend mehr Grenzlinien auf den gedruckten Karten. Als anzuwendende Farben wurde vorgeschlagen für Gelb Gummigutta, für Grün Kupfergrün – vermutlich Grünspan – für Lila bzw. Violett Karmin oder Purpur, für Rot Bleirot zu verwenden.Dies sind Farbtöne, die sich klar voneinander absetzen und die zum Teil auch bereits frühere Werke empfohlen hatten. Offensichtlich bestand ein gefestigtes Wissen darüber, welche Farbstoffe sowie Pigmente sich für das Kolorieren von Drucken und Landkarten besonders eigneten. Zwei angrenzende Provinzen sollen zwecks Unterscheidbarkeit nicht die gleiche Farbe erhalten.
Auch wenn es nicht dezidiert postuliert wird, ist zu erkennen, dass eine Kolorierung nach politischen oder administrativen Einteilungen empfohlen wird.Niederländische Kolorierungshandbücher
In den Niederlanden, dem Herkunftsland der meisten Karten, die in Europa gehandelt und genutzt wurden, bestand ebenso ein Markt für Handbücher,
die sich mit der Kolorierung von Landkarten beschäftigten. Deutlich wird dies in einem 1616 erstmalig veröffentlichten, dann noch in zwei weiteren Auflagen von 1634 und 1667 publizierten Verlichtery Kunst-Boeck von Gerard ter Brugghen, hinter dem sich vermutlich der Kartenkolorist Marcus Gheerarts verbirgt. Dies beschäftigt sich zwar mit der Kolorierung mit Wasserfarben, welche für Kupferstiche und damit auch Landkarten angewandt wurden, bezog sich allerdings nicht explizit auf die Quellengruppe der Landkarten und entwickelte daher auch noch keine methodischen Kolorierungsansätze. Dieses Buch ist allerdings deshalb in Bezug auf die Kolorierung von Landkarten mit aufzuführen, weil es 1668 von dem aus Middelburg in der niederländischen Provinz Zeeland stammenden und später in Amsterdam lebenden Buchhändler Willem Goeree (1635–1711) neu aufgelegt und als Verlichterie Kunde of regt-gebruyk der Water Verwen vertrieben wurde. In diesen späteren Auflagen des Werkes wird dieser Zusammenhang zur Kolorierung von Landkarten deutlich. Bereits auf dem Titelblatt dieser Neuauflage werden Landkarten als eine wesentliche Objektgruppe des Kolorierens dargestellt, indem neben etlichen Fläschchen, Pinseln und Töpfen auch ein Globus sowie eine Landkarte abgebildet wurden.Im Vorwort dieser Neuauflage werden zudem Karten neben Kupferstichen explizit als Objekte der Kolorierung angesprochen.
Goeree schreibt, dass es offensichtlich die Auffassung gäbe, „daß Kupfferstücke befärben / anders nichts ist als dieselben verderben“, wenn die Verbindung zur Zeichen- und Malerkunst fehle. Er setzt dieser Auffassung allerdings entgegen, dass „durch die Wasserfarben artige und schöne Dinge gemacht werden“ können „als auff gedruckte Kupfferstücken: welches Letzte am meisten gethan wird von den Absetzern / welche See- und Land Charten / Atlassen / und andere Dinge sich dadurch zu ernehren / illuminiren.“ Indirekt postuliert er, dass die Kolorierung eine höhere Wertigkeit erführe, wenn sie fachmännisch angelegt sei. Das Kolorieren sei eine Beschäftigung für jeden, nicht nur für die Jugend, um diese vor dem Müßiggang zu bewahren, sondern auch für Erwachsene, wie „Jungfrauen und ansehnliche Frauens-Personen“. In dem Traktat selbst wird nur wenig explizit auf Methoden zur Kartenkolorierung eingegangen. Kolorierung wird an sich allgemein abgehandelt, stets mit Bezug auf Farbherstellung und Anwendung. Anders als bei den englischsprachigen Werken werden keine Farben genannt, die explizit zu verwenden waren, jedoch führt Goeree in seinem Werk verschiedene mögliche Farbmittel auf. Es zeigen sich dabei erste funktionale Bedeutungen von Farben. So betont Goeree den Gebrauch von „Bezie-gel“, also Beerengelb, für die farblichen Betonungen von Ländern auf Landkarten. Diese Farbe könne ebenfalls für den Rahmen, Verzierungen oder für die Bekleidung von Personen Verwendung finden. Brasilholzfarbe, also ein roter Farbstoff, werde hingegen genutzt, um die Landschaften auf Karten zu unterscheiden, womit vermutlich rote Linien gemeint sind, die auf Karten dieser Zeit häufiger vorkommen. Die Abhandlung wurde dabei auch im deutschsprachigen Raum rezipiert, 1669 sowie 1677 waren Übersetzungen erschienen. Aufschlussreich ist, dass gelbfarbige Abgrenzungen sowohl in England als auch in den Niederlanden zu dieser Zeit postuliert worden sind.Die vorgestellten Kolorierungshandbücher beschreiben dabei allerdings das Wissen in Form von gelehrten Traktaten. Die Frage, inwiefern sie praxistauglich waren oder einen Praxisbezug reflektierten, soll dabei im kommenden Kapitel behandelt werden. Allerdings ist zu bemerken, dass es auch Kolorierungswissen für Karten gab, das direkt aus der Praxis stammte. So ist beispielsweise eine Sammlung des niederländischen Landvermessers Jan Dirkszoon Zoutman (1613/14–1679) bekannt, die als Abschrift von Simon Eikelenberg (1663–1738) überliefert ist. Hier heißt es, dass Karten mit Farbe versehen wurden, um sie „netter en behaaglijker te maaken voor beschouwer“
. Die Diskrepanz wird insofern deutlich, als dass diese Sammlung allein handschriftlich überliefert ist und keineswegs beschreibt, wie die Kartenverlage konkret vorgingen, auch um ihre immensen Kosten für die Produktion wieder einzuspielen.Die Praxis des Kolorierens von Karten
Es stellt sich die Frage, ob die Anleitung zum Kolorieren, die sich über die Handbücher wahrnehmen lässt, auch auf die tatsächliche Kolorierung von Landkarten zutrifft und wie diese Objekte selbst den Diskurs vorantrieben. Sowohl die Anwendung der Farben als auch die verwendeten Farbstoffe und Pigmente spielen dabei eine Rolle. Die Auswahl der im Folgenden verwendeten Verlagskarten soll einen repräsentativen Querschnitt der niederländischen Verlagsprodukte vom 16. bis 18. Jahrhundert darstellen.
Verlagslandkarten des späten 16. Jahrhunderts wie jene, die von Abraham Ortelius konzipiert und herausgegeben wurden, weisen meist noch sehr deckende Farben auf. Aus diesem Grunde hatte Ortelius, der zunächst als Kolorist für Karten begonnen hatte, selbst das Kolorieren nicht empfohlen, weil die aufgetragene Farbe den Inhalt des Kartenblattes mehr verdecken als hervorheben würde. In der Tat waren die Farben des 16. und frühen 17. Jahrhunderts – wie beispielsweise das Zinnoberrot – sehr deckend aufgetragen worden und daher konnten Linien und Details nur noch begrenzt erkennbar sein.
Die Farben wurden in Form von Farbmitteln als Wasserfarben verwendet, indem sie beispielsweise mit Eiweiß oder Gummi Arabicum angerührt wurden. Im 16. und frühen 17. Jahrhundert wurde oftmals noch Bleiweiß eingemischt, was die Farben deckender erscheinen ließ. Zahlreiche zeitgenössische Werke bieten dabei Einblicke in die Mixtur dieser Farben, die allerdings auch Möglichkeiten der Aufhellung des Zinnobers beschreiben. Eine Karte, die von Ortelius konzipiert und publiziert wurde, ist in Bezug auf ihre Farben in unserem Projekt untersucht worden, bei der sich tatsächlich das Abdunkeln der Farben durch Bleiweiß aufzeigte. Es lassen sich folgende Farbstoffe und Pigmente erkennen, wobei hier jeweils die Hauptkomponente angegeben wird:blau = Azurit (mit Bleiweiß)
rot = Zinnober (mit Bleiweiß)
gelb = organisch (genauere Klassifikation nicht möglich)
braun = Umbra/Ocker?
grün = Kupfergrün, womöglich Grünspan
schwarz = Ruß
Die Farben korrespondieren bereits zum Teil mit den oben in den Traktaten genannten Stoffen. Auch die These, dass Bleiweiß im 16. Jahrhundert oftmals noch Bestandteil der Farben war, bestätigt die Untersuchung dieses Kartenblattes.
Die oben beschriebenen Kolorierungshandbücher hatten konstatiert, dass gelbe Linien genutzt würden, um die Flächen auf Karten zu begrenzen. Wirft man einen Blick auf Karten des 17. Jahrhunderts wie beispielsweise jene des Atlas Major aus dem Verlag von Blaeu, kann dieser Eindruck zunächst bestätigt werden. Zwei Exemplare dieses Atlasses – eine lateinische von 1667 sowie eine französische Ausgabe von 1665 – befinden sich bei der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv der Handelskammer Hamburg und waren ursprünglich für die Commerzbibliothek erworben worden. Exemplarisch wurden die Karten aus diesen Atlanten untersucht, die in Verwendung der Farben eine ähnliche Konzeption aufzeigen. Wie auf der hier gezeigten Karte „Typus Frisiae Orientalis“ zu sehen ist, wurde das Kerngebiet jeweils gelb umrandet, die anderen, umliegenden Gebiete zeigen wahlweise rosafarbene oder grüne Linien. Die Städte sind zum Teil rot sowie die Wälder grün koloriert. Die Kartuschen sowie die übrigen Zierelemente der Karte sind in unterschiedlichen Farben ausgestaltet worden. Ein Unterschied besteht lediglich darin, dass in der Ausgabe von 1667 auch die Herrschaft Jever mit einbezogen ist. Auch die Ostfriesland-Karte des Exemplars der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek weist diese grundlegende Konzeption auf.
Bei materialwissenschaftlichen Analysen verschiedener Karten der beiden Blaeu-Atlanten des Hanseatischen Wirtschaftsarchivs kamen folgende verwendete Farbmittel zum Vorschein, unter Nennung der jeweiligen Hauptkomponenten:rot = Zinnober
rosa = Kermes
grün = Kupfergrün (Grünspan?)
gelb = Schüttgelb
blau = Azurit (mit Bleiweiß)
weiß = Bleiweiß (nur in der Ausgabe von 1665)
braun = Zinnober mit Ocker? (nur in der Ausgabe von 1667)
Abb. 4.1 und 4.2 zeigen das strukturell ähnliche Aussehen der Blaeu-Karten, das sich jedoch punktuell unterscheidet:
Vergleicht man also diese Karte mit den Kolorierungsanleitungen und der dort empfohlenen Verwendung der Farben wird deutlich, dass es Übereinstimmungen gibt. Das von Goeree postulierte „Bezie-gel“, also Schüttgelb, findet hier Verwendung. Und auch die anderen verwendeten Farben lassen sich in den Kolorierungshandbüchern wiederfinden. Dass Goerees Ausführungen vermutlich auf Kenntnissen der Praxis beruhten,
kann dabei sogar thesenhaft angenommen werden, denn er war mit Elisabeth, Tochter des Amsterdamer Kartenverlegers Johannes Janssonius van Waesberge (1616/17–1681), verheiratet, der seinem oben erwähnten Schwiegervater Johannes Janssonius im Verlag von Hondius-Janssonius gefolgt war. Zudem soll Goeree auch selbst Karten und Atlanten herausgegeben haben.Im Laufe der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wandelte sich die farbliche Ausgestaltung der Karten. Es kamen dabei Stile auf, die nunmehr wieder vollflächigere Kolorierungen nutzten und nicht mehr allein die Grenzlinien farblich darstellten. Verbunden wurde dies zeitgenössisch im 18. Jahrhundert insbesondere mit dem Verlag von Valk und Schenk.
Auf deren Karten sind oftmals nun Gebiete vollflächig koloriert worden, wobei die Farben Grün, Gelb und Rosa/Rot eine wichtige Rolle spielen. Anders als noch bei den Werken von Ortelius oder Blaeu sind hier die Zierelemente der Karte nicht koloriert, was im 18. Jahrhundert häufiger der Fall ist. Bei einer materialwissenschaftlichen Analyse der Karte von Valk und Schenk konnten folgende Farbstoffe festgestellt werden:rot = Zinnober mit Mennige und Bleiweiß
grün = Kupfergrün, vermutlich Grünspan
gelb = Färberwau
Werden diese Auflistung und die farbliche Gestaltung der Karte mit den Ausführungen des oben zitierten Werkes von John Smith in Verbindung gesetzt, scheinen dessen Ideen über die richtige Kolorierung der Karte berücksichtigt worden zu sein. Es sind Farben, die sich deutlich voneinander abheben lassen und die Städte waren – zumindest – in diesem Beispiel auch rot dargestellt. Auch die von ihm vorgeschlagenen anzuwendenden Farbmittel treffen zum Teil zu, wenn beispielsweise ein Kupfergrün Verwendung fand. Smith hatte in seinem Traktat klar formuliert, dass die Niederlande Vorbild für die Kolorierung von Karten seien, indem er konstatiert „the only way to colour Maps well, is by a Pattern done by some good Workman, of which the Dutch are esteemed the best“.
Offensichtlich hatten die von vermutlich professionellen Koloristen gestalteten Karten den Diskurs über die Materialität bestimmt, auch wenn über die vorgestellten Handbücher keine Kenntnisse dahingehend zu gewinnen waren, wie eine hohe Anzahl von Karten möglichst schnell und dabei mit hoher Qualität koloriert werden konnte. Das Wissen der professionellen sowie beruflichen Kolorierungspraktik bleibt daher allein über die schriftlichen Quellen im Dunkeln.Die vorgestellten Karten verdeutlichen allerdings, dass die Kolorierungshandbücher und der tatsächliche Farbbefund auf den Karten nur bedingt zueinander passen. Es gibt bei den verwendeten Farben Übereinstimmungen, jedoch zeigte die Gegenüberstellung dieser Karten, dass nicht nur in den Handbüchern, sondern auch das Material untereinander in Bezug auf die Farbstoffe und verwendeten Pigmente differiert. Es gab Tendenzen, wie und womit Karten koloriert werden sollten, allerdings wurde keine Systematik explizit gefordert. Dies sollte sich erst an der Wende zum 18. Jahrhundert ändern.
Adaption der Kolorierungsstile und die Erfindung der methodischen Kolorierung
Die hier angebrachte Feststellung, dass sowohl Farben als auch die Gestaltung der Karte mit Farben diskursiv waren, zeigt sich in einer Entwicklung, die ihren Anfang im späten 17. Jahrhundert in Deutschland beim Verlag von Johann Baptist Homann genommen hatte.
Homann hatte dazu mit dem Hamburger Schulmann und Rektor Johann Hübner (1668–1731) kooperiert. Jener Hübner hatte zusammen mit seinem Bruder Christian E. Hübner (1681–1713), der ebenso Lehrer war, eine spezielle, auf den Schulunterricht ausgelegte Kolorierungsmethode für Karten entwickelt. Beide hatten sich ausgiebig mit Geographie und Kartographie beschäftigt, sodass die Frage nach der Kolorierung einen Aspekt ihrer schulischen sowie pädagogischen Tätigkeit bildete.Johann Hübner bemängelte, dass Karten zwar koloriert verkauft und genutzt wurden, allerdings die Kolorierung weder methodisch sei, noch den Inhalt der Karte deutlicher werden ließe. Ein Brief Hübners an den Zeitzer Hofrat Christoph Enoch Buchta († 1732) gibt Auskunft darüber, dass sein Bruder Christian eine Deutschlandkarte „so deutlich illuminiret“ habe, „daß sie eine ungemeine impression in das Gemüthe des lernenden machet“. Das „verwirrte Deutschland“ sei klarer dargestellt, „damit es vor allen Dingen mit der momoriâ locali seine richtigkeit habe“, denn Deutschland sei aufgrund von „so vielen Special-Provintzen“ unübersichtlich.
Kolorierung sollte dazu dienen, Struktur in die Karte zu bringen, um ihre Aussagekraft besser verstehen und einen höheren geographischen Erkenntniswert erzielen zu können. Dabei reichte es nach Hübner nicht, „ohne alles judicium nur mit dem Pinsel auf den abgezeichneten Gräntzen herum [zu] fahren“. Das Problem sei, dass „darbey auf die politische Eintheilung gar nicht reflectir[t]“ würde. Hübners Herangehensweise war also, wie er selbst darstellte, eine dezidierte Absage an die bisherigen Kolorierungstechniken, die zwar vorgaben, Grenzen darzustellen, aber letztlich ohne Bezug auf die politischen Gegebenheiten nutzlos erschienen.In seinem vom Verlag Homann publizierten Kleine[n] Atlas Scholasticus schilderte Johann Hübner dabei eine konkrete Szene, die ihn als damaligen Rektor des Gymnasiums in Merseburg veranlasst habe, sich mit der Kolorierung zu beschäftigen.
Es hätten Schüler Karten mitgebracht, die jedoch aufgrund ihrer unterschiedlichen Kolorierungen für schulische Zwecke nicht nutzbar gewesen seien, „weil die meisten darvon nicht so wohl illuminiret, als vielmehr ohne Verstand und ohne Vernunft beschmieret waren“. Kolorierung war für ihn kein Selbstzweck, sondern hatte eine funktionale Intention. Bereits im Vorwort dieses Atlasses heißt es, dass die Karten „mit besondern Fleisse darzu illuminiret“ seien, sodass „sich derselben ein ieweder mit gutem Vortheile bedienen kan[n], der die Geographie nach Anleitung meiner kurtzen Fragen, entweder selber lernen oder andre lehren will.“ Hübner empfahl dabei wenige klare Hauptfarben – allerdings ohne konkrete Nennung von Farbmitteln! – wie Gelb, Grün und Rot zu verwenden, da weitere Farben zu verwirrend seien. Vermutlich hat er sich an den seit der Mitte des 17. Jahrhunderts in den Niederlanden publizierten und bereits oben vorgestellten Karten orientiert, deren Kolorierung meist in diesen Farben geschehen war.Die Zusammenarbeit zwischen Hübner und dem Verlag Homann muss eng gewesen sein, denn bezüglich eines dort herausgegebenen Atlasses „von zwantzig Landkarten“, wurde vermerkt, dass die ursprüngliche Kolorierung durch das Eingreifen Hübners verbessert worden sei. Mit dem bereits dargestellten pädagogischen Impetus heißt es, dass die Karte von Deutschland den „Lehrenden sowohl als Lernenden verdrieslich und beschwerlich gefallen“ sei. Grund sei die „bisherige darinn befundene Illumination“, die „auf keine rechte Methode“ gegründet habe, da die „Staaten unter sich“ und auch die „Kreiß-Abtheilung“ nicht hätten unterschieden werden können. Nun seien die Karten mit einer Kolorierung versehen, „daß erstlich die Kreyse unter sich, und hernach wiederum in denselben die Kreyß-Stände“ illuminiert werden. Die Farben seien wichtig zum „Unterschied“ der Regionen, besonders im Unterricht von Jugendlichen. Es wurde allerdings auch ein Handbuch benötigt, das die Farben erklärte.
Zudem empfahl Hübner, ähnlich wie bereits bei Goeree, für die Unterscheidung einzelner Landesteile rote Linien zu nutzen, wie dies sowohl in seinem Atlas Methodicus, der stumme Karten für den schulischen Lehrbetrieb bereitstellte, als auch auf anderen Karten zu sehen sein wird.In seinem Werk Museum Geographicum spitzte Hübner seine Argumente für eine methodische Kartenkolorierung noch weiter zu und unterschied zwischen „Illuminierung“, worunter er die methodische Kolorierung von Grenzen und Landschaften verstand, sowie der „Beschmierung“, bei der es allein um Kolorierung des Kartenblattes ginge, allerdings ohne funktionale Intention. Wichtig sei dabei der Wiedererkennungswert von Farben auf unterschiedlichen Karten. Wenn der Lehrer ausspräche „Deutschland ist Zinnober-roth“, müssten alle seine Schüler sofort das Land auf der Karte sehen, unerheblich von welchem Verlag die Karte erstellt worden war. Hübner nutzte den Begriff des Zinnoberrots, ohne allerdings explizit das gleichnamige Farbmittel zu fordern. Zudem hatte Hübner in Hamburg Karten selbst vertrieben, die er, wie er in seinen Kurtzen Fragen zur Geographie schreibt, „nach einer gantz neuen Methode illuminiret“ habe. Bewusst hatte er sich dabei auf aktuelle Kartenverlage seiner Zeit konzentriert.
Nachweisen lässt sich diese Methode der Hübnerschen Kolorierung in der Sammlung des Hamburger Syndikus Johann Klefeker (1698–1775), in der Karten unterschiedlicher Verlagshäuser mit derselben Kolorierung überliefert sind.Mit Hübners Methode verliert sich allerdings auch die Bedeutung einiger Farben sowie des Anspruchs, Gebiete naturnah darzustellen, wie es zuvor noch auf Karten niederländischen Ursprungs im 17. und zum Teil im 18. Jahrhundert geschah. Grüne Bäume, braune Berge oder blaue Gewässer waren keine Bestandteile dieser Karten. Eine mit Bezug auf Hübner von Johann Jacob Schatz (1691–1760) herausgegebene Karte und Schrift beschreibt dies klar:
„Alles nemlich was illuminiret ist, bedeutet das Erdreich, was aber weiß gelassen ist, das Gewässer.“Es zeigt sich, dass es im 18. Jahrhundert nicht mehr darum ging, Karten allein koloriert darzustellen, sondern es wurde deutlich nach methodischen Ansätzen gefragt. Der lutherische Pfarrer Johann Gottfried Gregorii (1685-1770) postulierte 1708 – noch unter seinem Pseudonym Melissantes –, dass Karten ausschließlich methodisch zu kolorieren seien und dass diese Kolorierung zur Unterscheidung von Gebieten mittels klarer Farben dienen müsse. Dabei verdeutlichte er, dass die Grenzen nach den jeweiligen Vordrucken auf den Karten einzuziehen sind und dass sonst gegebenenfalls über andere geographische Werke die Grenzziehungen zu ermitteln seien.
Zweck der Kolorierung sei es, so Gregorii weiter, die politischen Einteilungen der Länder hervorzuheben, jedoch könne dies nicht nach „eigene[m] Gutdüncken“ geschehen, sondern müsse sich an die politischen Gegebenheiten halten. Er gestand zwar zu, dass Einteilungen nach Flüssen, Grenzen oder Religion und Ständen durchaus sinnvoll sein könnten, jedoch würden diese „die Jugend“ verwirren.
Gregorii behandelte auch den Einsatz der Farben. Wie bereits Hübner sprach er sich vor allem für klare Farbtöne aus, nämlich Rot, Grün und Gelb. „[B]laue / braune und weisse Farben“ würden sich hingegen „nicht zart genug aufftragen lassen“.
Auch hier fällt keine Bemerkung bezüglich der zu verwendenden Farbstoffe, was diesen Diskurs von den Kolorierungshandbüchern des 17. und frühen 18. Jahrhunderts deutlich unterscheidet. Dabei müsse die Kolorierung sorgfältig durchgeführt werden, er hielt dies sogar für eine „grosse Wissenschaft“. Häufig würden Kupferstecher ihre Karten selbst kolorieren oder „durch Kinder und Weiber“ mit Farbe versehen lassen. Dies nennt er jedoch „unverantwortlich“, da dadurch keine Ordnung in die Karte käme, selbst wenn sie „schön“ aussehe. Hierbei wird deutlich, dass nunmehr Expertenwissen für Kolorierung gefragt war. Die Kolorierung müsse „dem Gedächtniß und den Augen“ helfen, sonst wäre es eine „Verdunckelung“ der Karte. Denn die Karten sollten jeweils nach dem aktuellen politischen Geschehen koloriert werden, also sich beispielsweise an den Friedensverträgen orientieren, wenn Gebiete ihre Herrscher gewechselt hätten. Ästhetische Eigenschaften werden dabei völlig negiert, weil es allein um diese Erkenntnis ginge. So könne mit Farbe deutlich gemacht werden, dass ein Gebiet zu einem anderen Herrscher gehöre, wie auf einer Holsteinkarte, auf der folglich das Hamburger Gebiet mit einer anderen Farbe abgesetzt werden solle. Eine Normierung der Farben empfahl er bei Weltkarten für die Kolorierung der Kontinente: Europa habe grün, Asien rot, Afrika gelb und Amerika violblau zu erscheinen, wobei für das Violblau auch eine andere Farbe gewählt werden könne. Hinsichtlich der Kolorierung von Wäldern, Bäumen, aber auch Bergwerken, plädierte er dafür, dass diese in ihrer natürlichen Farbe bzw. jener des jeweiligen gewonnenen Erzes – er nennt Gold- und Silberbergwerke als Beispiel – koloriert werden sollten. An diesem Ansatz wird deutlich, dass Karten zunehmend auch mehr zeigen, als lediglich den geographischen Raum und sich auch thematische Karten in dieser Zeit etablierten. Gregorii schließt mit der Bemerkung, dass Karten mit einer gewissenhaft angebrachten Kolorierung von jedem ad hoc verstanden werden müssten.Der ebenfalls lutherische Theologe und später als Kartenkenner hervorgetretene Eberhard David Hauber (1695–1765) beschrieb 1724 in seinem Werk der „umständlichen Historie der Land-Charten“ die Einführung der Kolorierung als Mittel, um zu zeigen „was eigentlich zu einem Land gehöre oder nicht“, also welche politischen Grenzen aufzuzeigen sind. Er verweist dabei auf die Werke Hübners, der in die Kolorierung eine Ordnung gebracht habe, indem sie nun methodisch sei.
An allen Beispielen wird deutlich, dass die Methode Hübners sich offensichtlich verbreitet hatte und in pädagogischen Kreisen rezipiert wurde. Darüber hinaus griffen die in der Frühen Neuzeit entstandenen Enzyklopädien von Johann Heinrich Zedler (1706–1751) und Johann Georg Krünitz (1728–1796) den Diskurs auf. Der Beitrag in Zedlers Lexikon war 1737, also erst sechs Jahre nach Hübners Tod, erschienen und postulierte, dass dessen Methode Karten „um ein grosses brauchbarer gemacht hätte, als sie vorher waren“.
Aber nicht nur die praktische Umsetzung, sondern auch das Rekurrieren anderer Autoren auf Hübner verdeutlicht, wie neuartig und überzeugend diese Innovation gewesen sein muss. Hübners Rezeption reichte dabei über Deutschland hinaus, in den Niederlanden hatte beispielsweise J.F. Lindenbergh in seinem „Nieuwe verligter“ der Kolorierung von Landkarten ein eigenes Kapitel gewidmet. In diesem führte er aus, dass bei Karten solche Farben zu wählen seien, die sich deutlich voneinander abheben würden. Dabei unterscheidet er zwischen einer allgemeinen Kolorierung und einer gründlicheren, die dann künstlerisch vorgeht. Er thematisiert die Kolorierungsmethode Hübners, die solche Personen anwendeten, denen es vor allem um die deutliche Unterscheidung auf dem Kartenblatt ginge, für die der Autor sich ebenso ausspricht. Allerdings fordert er, Berge auf Karten wiederum naturnah in Gelb mit grünem Schatten darzustellen.
Damit war festgelegt worden, dass Karten nicht allein Informationen bereitstellten, die über das unkolorierte Blatt zu erhalten waren, sondern Farbe bot die Chance, neue Inhalte auf das Kartenblatt zu bringen. Denn beispielsweise Darstellungen nach Konfessionen oder kleinteiligen politischen Einheiten waren in älteren Kartenwerken wie Blaeu oder Janssonius noch nicht zu finden; generell etablierten sich im 18. Jahrhundert nunmehr vermehrt thematische Karten.
Ab dem späten 18. Jahrhundert – Diskursbestimmung durch Praxis
Seit Hübners Erfindung gab es keine größeren, grundsätzlichen Debatten über die Kolorierung von Karten. Kolorierung geschah vor allem aus funktionalen Gründen. Es war der Idealzustand, dass Farben auf Karten überhaupt nicht mehr, oder nicht mehr ausschließlich ästhetischen Ansprüchen genügen sollten, sondern die Aussage der Karte definierten.
Rezipienten erwarteten zudem fortan methodisch kolorierte Karten. In den Wöchentliche[n] Nachrichten von neuen Landcharten, die der Theologe und Geograph Anton Friedrich Büsching (1724–1793) herausgab, wurden Kolorierungsformen gefordert, die politische Grenzen wiedergaben,
methodisch koloriert waren und vor allem sorgfältig durchgeführt wurden. Beispielsweise vertrieb das „Landes-Industrie-Comptoir“ von Friedrich Justin Bertuch (1747–1822) in Weimar seine Karten in zwei Ausführungen: Einerseits Karten mit vollflächigem Kolorit für den Gebrauch in Schulen sowie andererseits Karten mit „Englischer verwaschener Gränz-Illumination“, die jedoch für „Liebhaber und Charten-Sammler“ gedacht waren.Unabhängig von konkreten Ausführungen hat sich die methodische Verwendung von Farben schnell über Deutschland hinaus verbreitet. Auf britischer Seite beschäftigte sich beispielsweise der Apotheker und Chemiker Robert Dossie (1717–1777) mit der Frage nach der Kolorierung von Landkarten. In seinem Werk The Handmaid to the arts führte er 1758 an, dass es bei der Kolorierung von Karten darum ginge, die Grenzen deutlich zu machen. Dabei sei Vorsicht geboten, dass die Farben nicht verliefen, keine ähnlichen Farben nebeneinander platziert werden und auch keine zu dunklen Farben für die Karten verwendet würden.
Auch wenn er nicht namentlich auf Hübner rekurrierte, zeigt sich dennoch, dass dessen Art und Weise der methodischen Kolorierung in Großbritannien auch üblich gewesen sein muss. Anders als der gelehrte Funktions-Diskurs um Hübner hatte Dossie allerdings die Thematik der zu verwendenden Farbmittel aufgegriffen, unter denen sich mit Grünspan oder Kreuzdornbeere auch noch solche befanden, die bereits in den oben vorgestellten älteren Büchern vorkamen.Die Kolorierung war vor allem geprägt durch die Praxis der einzelnen Verlage, die im 19. Jahrhundert auch zunehmend von ungelernten Kräften, wie Frauen und Kindern, nach Anleitung durchgeführt wurde.
Allmählich wurde der Kupferstich im 19. Jahrhundert von der Chromolithographie abgelöst, die nunmehr auch farbliche Drucke ermöglichte. Noch Ende des 18. Jahrhunderts sprach sich der Leipziger Verleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719–1794) für eine Kolorierung mit dem „Pinsel“ aus, da Farbdruckverfahren zu aufwendig wären.Die von Christian Heinrich Schmidt 1848 publizierte Abhandlung Die Illuminirkunst verdeutlicht den Wandel der Kartenkolorierung. Zwar beschreibt er diese auch noch als händisches Werk, auch mit der Möglichkeit, Flächen zu kolorieren, jedoch werden nunmehr Informationen explizit auf der Karte untergebracht, die weit darüber hinausgehen, als nur politische Grenzen zu verdeutlichen, indem beispielsweise kultivierte Ländereien farblich durch Striche gekennzeichnet werden.
Die „Kartenkunst“ war damit der „Kartentechnik“ gewichen. Die thematischen Karten hatten besonders dazu beigetragen. Karten dienten nun „nicht mehr der Repräsentation absoluter Macht oder persönlichen Besitzes“, sondern waren, wie es der Kartenhistoriker Ivan Kupčík formulierte, „unentbehrliches Hilfsmittel des modernen Menschen“ geworden.
Kolorierte Landkarten im Spannungsfeld von Praxiswissen und gelehrtem Wissen – Ein Fazit
Der Diskurs über Kolorierung von Landkarten verlief offensichtlich auf zwei Ebenen: Zum einen bestand dieser in der Praxis, der sich über die existierenden Karten wahrnehmen lässt, sowie dem schriftlichen Diskurs, der zum Teil von Gelehrten, zum Teil von Personen, die nahen Bezug zur Praxis des Kolorierens von Karten im Privaten hatten, geführt wurde.
Die Praxis zeichnete sich dadurch aus, dass Karten koloriert wurden, auch wenn über diesen praktischen Teil so gut wie keine Quellen vorliegen, welche die Idee hinter der jeweiligen konkreten Kolorierung beschrieben. Für die Niederlande lässt sich zumindest nachweisen, dass es den Berufsstand der Koloristen speziell für Karten gegeben hat. Woher diese Koloristen ihr Wissen bezogen haben, ob sie auf Anleitung gearbeitet haben, ist ungewiss und lässt sich anhand der bis jetzt ermittelten Quellen nicht aufschlüsseln. Indizien deuten jedoch darauf hin, dass es Vorgaben hinsichtlich der Struktur der Anwendung von Farben gegeben haben muss. Zudem hatte diese Gruppe der Koloristen vermutlich Kenntnisse über die bestmögliche technische Kolorierung der Karte hinsichtlich bestimmter Farbmittel und -töne gewonnen, auch wenn dieses Expertenwissen über die schriftlichen Quellen größtenteils verborgen bleibt. Anwendung fanden allein Wasserfarben, wobei sich auf Karten vor allem Grundfarben durchsetzten, zu denen Rot, Grün, Gelb sowie Blau und Violett gehören. Es zeichnet sich allerdings ab, dass das Wissen hierum Niederschlag in den Kolorierungshandbüchern fand, denen somit ein starker Bezug zur realen Praxis attestiert werden kann.
Die Diskursfähigkeit dieser von Verlagen koloriert vertriebenen Karten wurde zumindest in England wahrgenommen, wenn Smith den Niederländern zuschreibt, am besten Karten kolorieren zu können. In dieser Aussage wird implizit konstatiert, dass die dortigen Karten, die wir noch heute zahlreich in verschiedenen Institutionen finden, in Bezug auf ihre Farben als innovativ und damit exemplarisch gedeutet worden waren und womöglich eigene Kolorierungen als minderwertig angesehen wurden. Generell besteht das Problem bei diesen Aussagen darin, dass Formulierungen über die Traktate zwar greifbar sind, aber dass Bezüge zu den Objekten erst in der Forschung konstruiert werden müssen und somit der jeweilige konkrete Kolorierungskontext fehlt. Weder ist bekannt, warum eine Karte speziell auf die Weise koloriert wurde, wie sie heute vorliegt, noch welche Karten den Schreibern der Traktate als Vorlage dienten.
Die Materialität kann daher nur bedingt mit dem gelehrten Diskurs korrespondieren. In diesem ging es spätestens seit der Einführung der methodischen Kolorierung durch Johann Hübner um die konkrete Nutzbarkeit der Kolorierung, also welche Aussagen Farben auf Karten erzeugen. Wenn die Traktate davor noch deutlich auf Farbmittel rekurriert hatten, fiel dieser Aspekt nunmehr ganz weg. Hübner hatte den bestehenden Kolorierungsstil von Verlagskarten aufgegriffen und damit auf ein neuartiges, jedoch abstrakteres diskursives Level gebracht. Es wurde nicht mehr allein hingenommen, dass bestimmte Bereiche der Karten auf spezielle Weise koloriert sind, sondern vielmehr waren Funktionen gewünscht. Während die Traktate des 16. bis frühen 18. Jahrhunderts noch die Materialität im Vordergrund sahen, indem auch auf Farbstoffe eingegangen wurde, war nunmehr die Funktionalität der Farben das entscheidende Merkmal. Die methodische Schwierigkeit bleibt allerdings bestehen, dass die Intention der Kolorierung bei den in verschiedenen Museen, Bibliotheken und Archiven überlieferten Karten in der Regel nicht aus dem Material selbst hervorgeht. Es gab also sowohl Praxis- als auch Gelehrtenwissen über die richtige Kolorierung von Verlagslandkarten, jedoch ist unklar, wie dies in der konkreten Gestaltung aussah. Weder von Goeree oder Smith sind ausgestaltete Karten überliefert, noch ist bei erwähnten Karten bekannt, wer diese koloriert hatte. Allein bei Hübner kann auf einzelne Karten rekurriert werden, die definitiv in seiner Werkstatt mit Farbe versehen worden waren.
Trotz dieser Diskrepanz ist festzustellen, dass sich die Kolorierungsarten von Karten von der Entstehung der kolorierten Landkarte im 16. Jahrhundert bis hinein in das 19. Jahrhundert wandelten und dass diese Wandlungen sich über die gedruckt vorliegenden Traktate wahrnehmen lassen. Waren es zunächst vollflächig kolorierte Stücke mit stark auftragenden Farben, die durch Bleiweiß kräftiger wurden, kamen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Grenzkolorierungen auf, ehe diese vermutlich ab der Mitte des 17. Jahrhunderts durch vollflächigere Kolorierungen abgelöst wurden, auch wenn weiterhin Grenzkolorierungen existierten. Diese vollflächigen Kolorierungen wurden später insbesondere von dem Hamburger Schulmann Johann Hübner, aber auch anderen gelehrten Zeitgenossen adaptiert und in einem pädagogischen Kontext transformiert. Es entstand die Praxis, Länder in vollem Kolorit darzustellen, um damit Grenzen und politische wie juristische Einheiten besser unterscheiden zu können. Dieser im Schulkontext betriebene Wandel setzte sich auch schnell in anderen Bereichen fort und im 19. Jahrhundert wurden die Kolorierungsmethoden nicht mehr hinterfragt, sondern es lassen sich unterschiedliche Herangehensweisen allein in der Praxis erkennen.
Forschungsprojekt „Kolorierte Landkarten“
Der Beitrag ist entstanden im Zuge des Verbundforschungsprojekts „Kolorierte Landkarten“, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Förderlinie Sprache der Objekte finanziert wird. Projektpartner sind die Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv, das Museum am Rothenbaum (MARKK), das Centre for the Study of Manuscript Cultures, das Centrum für Naturkunde (CeNak) sowie die Commerzbibliothek. Namentlich beteiligt sind Kathrin Enzel, Prof. Dr. Michael Friedrich, Prof. Dr. Oliver Hahn, Dr. Eva Jungbluth, Dr. Susanne Knödel, Sabine Lurtz-Herting, Dr. Diana Lange, Prof. Dr. Jochen Schlüter, Dr. Peter Zietlow. Ziel des Projekts ist die Erforschung von handkolorierten Landkarten des europäischen wie ostasiatischen Raumes zwischen dem späten 15. bis 19. Jahrhundert mit geistes- und naturwissenschaftlichen Methoden. Dem Materialwissenschaftler Peter Zietlow sei insbesondere für die Bereitstellung der Informationen der naturwissenschaftlichen Farbanalyse gedankt.